Ein Tierschutzhund zieht ein
Teil 2
Ihr Schützling ist wohlbehalten bei Ihnen angekommen und Sie lernen sich schon ein bisschen kennen. Wie geht es jetzt weiter? Das ist natürlich sehr individuell abhängig von Charakter und Vorgeschichte Ihres neuen Freundes, aber die häufigsten Punkte wollen wir hier einmal ansprechen.
Weiterhin "Safety First"
Achten Sie unbedingt weiterhin auf Sicherheit. Lassen Sie Ihren Hund vorerst noch nicht frei laufen und achten Sie darauf, dass Haustür, Gartentor etc. gesichert sind. Kein Hund ist nach wenigen Wochen im neuen Zuhause zuverlässig auch in Ausnahmesituationen abrufbar. Ein Moment der Unachtsamkeit, ein plötzlicher Schreck, und womöglich ist Ihr Hund auf und davon.
Niemand lässt seinen Hund absichtlich entlaufen! Es ist immer ein Versehen, ein Schreck, ein unerwartetes Vorkommnis, das zu einer weiteren Suchmeldung nach einem entlaufenen Vierbeiner führt. Sorgen Sie einfach für Sicherheit und lassen Sie die Leine dran.
Ruhe, Ruhe, Ruhe
Ihr Hund hat viel Schlaf nachzuholen und viel zu verarbeiten. Ein Leben im Tierheim ist stressig, von einem längeren Transport aus dem Ausland ganz zu schweigen. Bei der Ankunft und in den Tagen danach sind viele Hunde so damit beschäftigt, sich im neuen Zuhause zurechtzufinden, die neuen Lebensgefährten einzuschätzen etc., dass sie noch gar nicht tief und fest schlafen können. Dafür muss man sich erst einmal sicher fühlen!
Lassen Sie sich also nicht durch munteres bis aufgedrehtes Verhalten zu Beginn dazu verführen, zu viel "Programm" zu machen. Nach einer anstrengenden Zeit muss man sich einfach erholen.
Ernährungsumstellung
Wir haben alle das Ziel, unseren Hund möglichst gesund, frisch und hochwertig zu ernähren. Bedenken Sie aber, dass Sie einen Hund aufgenommen haben, der womöglich längere Zeit nicht gut ernährt wurde oder gar Hunger gelitten hat. Sie sollten also damit rechnen, dass eine gesunde Verdauung auch ihre Zeit braucht. Manche Hunde kennen weder frisches Fleisch noch Gemüse, weil sie sich bisher von Essensresten und Abfall ernähren mussten. In den meisten Tierheimen gibt es Trockenfutter, in Stationen im Ausland teils selbst gekochten "Brei" aus dem großen Kessel mit allem, was eben verfügbar ist. Wenn Ihr Hund also zögerlich oder gar nicht frisst, liegt das oft am ungewohnten Futter. Kommen Sie ihm ein bisschen entgegen, füttern Sie das, was er mag, und stellen Sie ganz allmählich auf gesunde Nahrung um.
Auch die Verdauung und der ganze Stoffwechsel müssen sich umstellen. Lassen Sie dem Organismus Ihres Hundes auch in dieser Hinsicht ein bisschen Zeit und freuen Sie sich auf die positiven Veränderungen, die kommen werden.
Hundebegegnungen
Neben Schwierigkeiten mit der Stubenreinheit oder bestimmten Ängsten treten nicht selten Probleme mit fremden Artgenossen auf. Damit rechnen viele Menschen nun gar nicht, denn im Tierheim, der Auffangstation etc. war der Hund doch auch mit vielen anderen Hunden zusammen.
Dieses Zusammenleben, teils auf engem Raum mit knappen Ressourcen, war ja keineswegs freiwillig. Außerdem lebt Ihr Hund mit den anderen Hunden im Park ja nicht zusammen, er begegnet ihnen nur. Und er hat neuerdings "eigene" Dinge, die ihm kostbar sind: Feste Bezugspersonen, das sichere Haus, den Futternapf, den Leckerlibeutel … Nehmen Sie es nicht allzu schwer, wenn Ihr Hund jetzt, vielleicht nur vorübergehend, auf allzu große Nähe fremder Artgenossen keinen Wert legt oder Ressourcen verteidigt. Helfen Sie ihm einfach, sich sicher zu fühlen.
"Hündisch" ist auch nicht gleich "Hündisch". Gerade Spezialisten wie Meutehunde, Windhunde oder Herdenschützer oder allgemein reizarm aufgewachsene Hunde hatten in ihrem bisherigen Leben womöglich kaum Kontakt zu andersartigen Hunden. Schimpfen Sie Ihren Hund niemals dafür, dass er Aggressionsverhalten zeigt! Knurren, Bellen etc. sind Kommunikation, Warnungen, die uns Information und Zeit zum Handeln geben. Wenn Sie unsicher sind, was Sie tun können, ziehen Sie einen gewaltfrei arbeitenden Hundetrainer hinzu.
Und wie weiter?
Es ist so spannend, ein Lebewesen richtig kennenzulernen! Das Verhalten Ihres neuen Freundes wird sich über die kommenden Wochen und Monate wahrscheinlich sehr verändern, wenn er immer mehr "angekommen ist" … sich sicher fühlt, ausgeruht ist und genug zu Fressen bekommt. Seien Sie darauf gefasst, neue Seiten an ihm zu entdecken, und probieren Sie gemeinsam Neues aus. Immer in seinem Tempo, mit Gelassenheit und Verständnis – so wachsen Sie zusammen.
Wir wünschen Ihnen eine schöne erste gemeinsame Zeit mit Ihrem Hund und eine weiterhin erfolgreiche Eingewöhnung.
Ihr Team von FrostFutter.de
Bestes Futter für Ihr Tier! #frostfutterdasoriginal