Warum Physiotherapie für Hunde?
Nicht nur Hundesportler bringen ihre vierbeinigen Kameraden regelmäßig zur Hunde-Physiotherapie. Auch immer mehr "normale" Hundehalter entdecken den Segen von Physiotherapie, Osteopathie & Co. für ihr Tier. Warum eigentlich?
Ein Mensch kann seinem Arzt oder Physiotherapeuten sagen, wo es wehtut und wie schlimm – ein Hund natürlich nicht. Viele Hunde neigen außerdem dazu, Schmerzen möglichst nicht zu zeigen. So bleiben selbst starke Verspannungen, kleine Verletzungen etc. womöglich lange unbemerkt, und ein zunächst eher kleines Problem zieht schwerere Folgen nach sich. Verklebte Faszien, Verspannungen, verhärtete Muskulatur oder kleine Muskelfaserrisse, die man auf keinem Röntgenbild sehen würde, kann ein geübter Physiotherapeut ertasten und behandeln.
Erkrankungen
Nach Operationen, gerade wenn es um Knochen und Gelenke ging, sollte eine anschließende Physiotherapie selbstverständlich sein. Sie kann die Heilung beschleunigen, Mobilität wiederherstellen oder verbessern und Narben und Verwachsungen entgegenwirken. Auch vorbeugend ist Physiotherapie sinnvoll, wenn etwa eine Neigung zu Problemen mit dem Kniegelenk besteht (Gefahr der Patella-Luxation). Das betrifft oft kleine Hunde. Große Rassen, die eventuell zu HD etc. neigen, profitieren ebenfalls von Übungen, die Muskeln und Bänder kräftigen und dadurch die Belastung für die Gelenke verringern.
Belastungen
Für sportlich aktive Hunde gehört Physiotherapie ebenfalls zum Pflichtprogramm. Neben gründlichem Warm-up und Cool-down vor und nach dem Sport sorgen regelmäßige Behandlungen dafür, dass Ihr Hund seine Lieblings-Beschäftigung lange gesund ausüben kann. Starke Belastung von Muskeln, Sehnen und Gelenken hinterlässt nämlich immer kleinste Verletzungen oder Verhärtungen im Gewebe, die auf Dauer zu Problemen führen. Da auch Tiere eine "Schokoladenseite" haben, belasten die Hunde oft eine Körperseite stärker als die andere – das muss ausgeglichen werden. Fällt Ihnen auf, dass Ihr Hund eine bestimmte Übung in die eine oder andere Richtung sehr viel besser oder gar nicht gerne absolviert – ab zur Physiotherapie!
Nach anstrengenden Bergtouren oder längeren Wanderungen auf ungewohnten und "schweren" Untergründen wie Schnee ist ein Besuch bei der Hunde-Physiotherapeutin ebenfalls eine gute Idee. So kann sich die strapazierte Muskulatur schneller erholen und die leichte Überbeanspruchung hat keine Folgen. Auch Hunde, die stark an der Leine ziehen oder auch mal mit einem ungestümen Satz ins Geschirr knallen, sollten regelmäßig zur Physiotherapie!
Verhaltensauffälligkeiten
Nicht umsonst schicken gute Hundetrainer einen Teil ihrer vierbeinigen Kunden zuallererst zum Tierarzt und/oder zur Physiotherapie! Verhaltensauffälligkeiten haben sehr oft eine körperliche Mit-Ursache, besonders häufig Schmerzen aller Art. Ein Tierphysiotherapeut hat eine ganz andere Herangehensweise und Diagnostik als ein Tierarzt, weshalb oft beide Besuche nötig sind.
Wer schon einmal eine längere Behandlung wegen verklebter Faszien durchmachen musste, weiß, wie höllisch weh die tun – obwohl sie auf Röntgenbildern nie zu sehen wären. Auch die harmlos klingende "Verspannung" kann uns Qualen bereiten, und da geht es unseren Hunden nicht anders. Ständige Schmerzen machen Stress und schlechte Laune, stören Konzentration wie auch Entspannung und beeinträchtigen längerfristig das Immunsystem. So KANN man sich gar nicht immer brav benehmnen …
Schmerzen oder Einschränkungen der Beweglichkeit, die man dem Hund nicht unbedingt gleich ansieht, stecken besonders häufig hinter "Unverträglichkeit" oder Aggression gegenüber anderen Hunden. Wird der schmerzgeplagte Hund (noch so freundlich) angerempelt oder bedrängt, verknüpft er den Artgenossen mit dem Schmerz, der ihm auch das Ausweichen umso unangenehmer macht. Geschieht das öfter, beginnt der Hund womöglich, sich andere Hunde prophylaktisch vom Leib zu halten, indem er "aggressiv" auftritt! Auch dass Themen wie Leinenführigkeit sich nach einigen physiotherapeutischen Behandlungen "wie von selbst" verbessern, sieht man häufig. Der Hund hat ein besseres Körperbewusstsein bekommen und fühlt sich wohl. So im Gleichgewicht kann man sich viel besser konzentrieren und koordinieren.
Probieren Sie es doch einmal aus. Suchen Sie sich eine physiotherapeutische Praxis, in der Sie und Ihr Hund sich wohl fühlen – falls einmal eine akute Behandlung nötig ist, sind Sie beide dann schon mit Praxis und Therapeutin vertraut. Und dann schauen Sie, was Ihr Hund dazu sagt!